Montag, 22. Juni 2009

Endlich Hilfe für alle Internetsüchtigen


Drogenbeauftragte Sabine Bätzing

Wie heise online am 21.06.2009 meldete, will die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, Internetsüchtige künftig in Drogenberatungsstellen beraten lassen. Zu diesem Schritt sah sie sich veranlasst, weil in internationalen Studien nachgewiesen wurde, dass 1,6 bis 8,2% aller Internet-Benutzer süchtig seien. Zwar "liegen für Deutschland keine Angaben zur Prävalenz des pathologischen Internetgebrauchs" vor, aber man kann ja schon mal was unternehmen, bevor immer mehr Menschen sozial verwahrlosen, deprimiert werden oder gar nachlesen, mit was für Unsinn sich Politiker so den lieben langen Tag beschäftigen.

"Für Deutschland haben wir zwar keine valide Daten", so Frau Bätzing auf ihrer Internetsuchtsite, aber sie behauptet präventiv schon mal, dass "3 bis 7% online-süchtig und nochmal so viele als stark suchtgefährdet einzustufen" sind, wobei die "kritische Marke bei 5 Stunden liegen könnte". Oder aber halb soviel oder doppelt so lang. Ihre Erkenntnisse zieht Frau Bätzing aus einer "Übersicht zum Forschungsstand" (Vorsicht: süchtigmachendes PDF; alle Zitate daraus in kursiver Schrift).

Und die hat's in sich!

So schreiben deren Autoren, dass - 40 Jahre nach Erfindung des Internets - "die Anfangseuphorie über das neue Medium nachzulassen beginne". Also endet. Nun haben das wohl 3 bis 7% (oder doppelt soviel) noch nicht mitbekommen und surfen noch immer euphorisch vielleicht 5 Stunden (oder mehr oder weniger) im Internet rum.
Diese Untersuchung definiert "pathologischen Internetgebrauch" als "Störungsbild, welches dadurch entsteht, dass die Inhalte des Denkens dieser Menschen mehr und mehr von vergangenen oder zukünftigen Onlineaktivitäten geprägt werden und der exzessive Zeitverbrauch für diese Denktätigkeiten zu anwachsenden Problemen führen kann" wie z.B. der bohrenden Ungewissheit, ob die scharfe Strapsmaus32 aus dem Chat nicht vielleicht doch eher Rolf heisst und schon 54 ist.

Besonders die Tätigkeiten "Pornographienutzung", "Chat" und "Onlinecomputerspiel" können so zu "Verwahrlosung und Vernachlässigung von Pflichten" führen. Ganz besonders leidet die Pflicht des täglichen Propagandakonsums aus dem TV, haben doch heute "mehr Jugendliche einen Computer statt eines Fernsehgerätes in ihrem Zimmer" (und auch deren Eltern, har har). Dies gefährdet in hohem Maße die GEZ-Zahlungspflicht für Zweitgeräte und die Pflicht, dröge Verdummungssendungen wie Sommerfest der Volksmusik oder belangloses Talk-Geschwafel am Sonntagabend anzusehen. Suchtgefährdet ist man aber nicht nur, wenn man an seiner Kiste hockt und "Pornographie nutzt", sondern bereits dann, wenn man "über vergangene Onlineaktivitäten nachdenkt oder zukünftige solche plant" (sog. "Gefährdungssucht").

Vorsicht ist auch geboten, wenn man beim Versuch, das Internet zumachen zu wollen, ruhelos, launisch, deprimiert oder reizbar wird, weil man feststellt, dass dieses blöde Internet einfach weiterläuft, oder aber "Familienmitglieder über die Intensität seiner Pornographienutzung belügt". Weiter muss man unterscheiden, ob man nur "Computersüchtig" oder "Internetsüchtig" ist, wobei es als absoluter Härtefall gilt, wenn man sowohl Computer als auch das Internet nutzt, womöglich auch noch gleichzeitig. Einhergehend mit der Internetsucht stellt sich in manchen Fällen ein Kontrollverlust ein: die Zunge erlahmt, die Denkfähigkeit schwindet und man fängt an, zu lallen und beim Laufen in der virtuellen World of Warcraft zu schwanken.

Ein Problem bei der Einstufung der Internetsucht als "pathologischer Internetgebrauch" ist das der Online-Zeit. So kann jemand, "der nur kurz online ist, süchtiger sein, als jemand, der länger online ist ähnlich der Alkoholabhängigkeit", welche ja auch nicht dadurch bestimmt wird, wieviel Bier einer säuft und wie oft er das tut. Man kennt das ja von diversen Politikern, die ein Bier nach dem anderen trinken können, ohne dass man einen merklichen Unterschied in der Qualität und im Inhaltsgehalt ihrer Reden vorher wie nachher feststellt.

Untersucht werden muss weiterhin, ob der "Impulskontrollstörung des pathologischen Internetgebrauchs" eine eigenständige Störung ist oder als Problemverhalten "in Folge anderer psychiatrischer Erkrankungen" angesehen werden muss - sogennannte komorbide Störungen wie z.B. "akute Depression" oder "Verlust des Antriebs", die verstärkt nach der Kenntnisnahme aktueller Meldungen aus der Politik, aber häufig auch nach dem Besuch des lokalen Jobcenters - gänzlich unvermittelt - auftritt (Spaß muss sein).

Die Drogenberatungsstellen haben bereits reagiert und stellen Internetsüchtigen kostenpflichtige Ersatzdrogen wie ARD, ZDF, RTL2, PRO7, aber auch BILD, Spiegel, Die Welt oder für ganz harte Fälle das Protokoll der letzten Bundestagssitzung zur Verfügung. Klinische Entzugsmaßnahmen wie 1-Euro-Jobs runden das Angebot für notorische Dauerpflichtverletzer ab. Betreiber von Webangeboten, die noch kein Stoppschild verpasst bekommen haben, werden aufgefordert, Hinweise auf ihren Pornoseiten anzubringen, die vor der Gefahr der Internetsucht warnen. Als flankierende Maßnahme ist ein EU-weites Werbeverbot für Internetdienste mittels sogenannter URLs im Gespräch.




Weitere Informationen zu Suchtgefahren im und außerhalb des Internets finden Betroffene im aktuellen Drogenbericht der Bundesregierung.

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