Auf den Münchener Medienwitztagen durften die Moralapostel der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) und andere Experten wieder mal ihre Kalauer zum Besten geben. Unter dem Motto "Fesselsex statt Flaschendrehen" trafen sich die Berufsflaschen des Jugendschutzes zu einer Expertengruppe, um die "sexuelle Verwahrlosung der Jugendlichen" durch das böse Internet anzuprangern. Fonzos Universum stellt die besten Witze aus diesem Expertenwettbewerb vor.
Den Anfang macht KJM-Stabschefin Verena Weigand mit der Feststellung:
"Die hierzulande legale Pornographie - laut Gesetz von Kindern fernzuhalten - bilde längst nicht mehr nur Blümchensex ab."
Nun muss man wissen, dass seit der Novelle des Sexualstrafrechts in 2008 auch 17jährige als "Kind" gelten. Und 17jährigen braucht man nicht nur heute, sondern brauchte man auch schon vorgestern nicht mit "Blümchensex" kommen (Ausnahmen gab es freilich, wer diese repräsentieren könnten, überlassen wir der Fantasie des Lesers). Witzfaktor für diese Äusserung: zwei Punkte von sex möglichen.
Derart eingeläutet steigerte sich der Witzfaktor der Expertenrunde rasant: Insgesamt werde die Anzahl der Pornoseiten im weltweiten Netz auf 420 Millionen geschätzt. Die Mitarbeiter der KJM hätten sich das in dieser Form nicht vorstellen können, "als uns 2003 die Aufgabe ereilte, das Internet mit zu beaufsichtigen", erklärte Weigand. Ja, das ist wahrlich eine Lebensaufgabe, "das Internet mit zu beaufsichtigen". Witzfaktor: volle sex Punkte.
RA Dörr: Sitzt schon
nachmittags vor'm Internet
"Geben Sie [die KJM] den Eltern damit nicht das Signal, das Internet wird irgendwann sauber sein und sie können ihre Kinder nachmittags einfach davor setzen?"
Nicht schlecht! Haben Sie sich auch schon mal vor's dreckige Internet gesetzt? Und das nachmittags? Zur besten Internet-Sendezeit? Witzfaktor: viereinhalb Punkte.
"Bei 420 Millionen Seiten und 1000 von der KJM geführten Verfahren in sex Jahren können Sie ausrechnen, wie lange sie noch brauchen".
Stimmt, wir können rechnen: 2,53 Millionen Jahre und neun Monate. Sofern keine weiteren Erotik-/Pornoseiten hinzukommen. Drei Punkte.
Sexualforscher Stark:
Kennt die Kriminalstatistik
Den Brüller der Expertenrunde lieferte abschliessend der Sexualforscher Stark mit seiner Äusserung:
"Die ersten sexuellen Erfahrungen machten Jugendliche meist zu Hause mit einem Partner, den die Eltern kennen."
Bestätigt wird diese Feststellung bekanntlich von der alljährlichen Kriminalstatistik. Wir vergeben sexundsexzig Punkte für diesen Kalauer.
Und wenn Sie sich jetzt fragen, warum keiner der "Experten" mit einer Silbe erwähnte, dass ein Vertrag für den Internetzugang ja erst ab 18 Jahren abgeschlossen werden kann, dann lautet die Antwort schlicht und einfach: weil das kein Witz ist.
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